Interview mit Simon Long von der Raspberry Pi Foundation

Das Interview wurde mit Simon Long im Sommer 2018 geführt. In diesem Auszug spreche ich mit Simon über seine Inspiration zum UI Designer, und das nächste Raspbian Release, Buster. Simon ist bei der Raspberry Pi Foundation verantwortlich für den Raspbian Desktop, mit dem Millionen von Raspberry Pi Nutzern jeden Tag arbeiten.


Das vollständige Interview ist lesenswert und hier auf Englisch veröffentlicht: https://pi3g.com/simonlong


Max: Was inspirierte Dich, in das Gebiet UI Design, also Benutzeroberflächen zu gestalten, zu gehen?


Simon: Es ist schon viele Jahre her. Ich habe Ingenierwissenschaften an der Universität studiert. Und mich auf Software spezialisiert. Aber ich habe immer gutes Design geschätzt. Ich hatte eine Canon Kamera, und es war so befriedigend sie zu nutzen, weil alles so schön umgesetzt worden war. Und ich rauchte nicht, ich habe nie geraucht - aber ich hatte ein Zippo Feuerzeug, weil es so ein ein herrliches Ding war. Ich hatte mir damals Gedanken gemacht - ich habe überhaupt kein künstlerisches Talent. Ich kann nicht zeichnen, ich kann nicht malen, ich kann keine Dinge skizzieren. Ich weiß nicht, wie man solche wunderschönen Dinge macht. Aber ich wünschte mir sehr, es zu können.

Wie konnte ich meinen Wunsch, schöne Dinge zu schaffen mit der Softwarewelt kombinieren? Der logische Ort, an dem sie sich trafen war User Interface Design.
Ich hatte ein Interview mit Cambridge Consultants, meinem ersten Arbeitgeber. Sie zeigten mir - weil sie damals gerade selbst in UI Design einstiegen - wie sie Techniken für Simulation von User Interfaces entwickelt hatten. Sie hatten eine Stereoanlage entworfen, und sie hatten einen Bildschirm der wie diese Stereoanlage aussah. Und man konnte Knöpfe auf dem Bildschirm anklicken, und alles reagierte. Man konnte die gesamte UI in dieser virtuellen Welt entwickeln. Ich sah diese Demo, und sagte "Ich möchte zu euch kommen, für euch arbeiten und das tun." Das ist, denke ich, der Grund warum ich diesen Job gekriegt habe, weil ich so grenzenlos begeistert war von dem was sie getan hatten. Es ist was ich tun möchte. Ich sah einen Weg, wie ich das in der Tat tun konnte - und wenn ich es tun konnte, würde ich glücklich sein. Ich kann auf diese Art und Weise wunderschöne Dinge erschöpfen. Und das war, denke ich, wo alles seinen Anfang für mich nahm.


Max: Und wie kommt die Inspiration für Deine Arbeit?


Simon: Es ist nicht so sehr positive Inspiration, es ist Frustration mit Teilen die nicht so gut funktionieren, wie sie es könnten. Ich neige nicht dazu zu schauen, wie andere Dinge etwas tun. Ich neige dazu mir anzuschauen, was ist die kürzeste Zugfolge, die ich tun kann um zum Punkt zu gelangen an dem ich sein möchte? Was ist die geringste Anzahl an Dingen, die ich die Nutzer machen lasse, damit sie das erreichen können was sie möchten?


Einer der wichtigsten Grundsätze, die mir in Erinnerung geblieben sind, und an die ich mich heutzutage halte ist - "Nutzern Auswahlmöglichkeiten anzubieten ist kein Ersatz für die richtige Entscheidung im Vornhinein".


Ein Aspekt von UI Design der wichtig ist, ist den Mut zu haben, zu sagen: Ich denke das ist die Art wie man es macht. Ich denke, das ist der Weg der für alle am besten ist. Und du wirst nie immer richtig liegen. Und du musst akzeptieren, dass du manchmal so schlechtes Feedback von den Nutzern erhälst, dass du denkst: OK, das war falsch, ich hätte es auf die andere Art und Weise tun sollen.
Es geht darum sich in die Denkweise zu versetzen, von OK: für was werden durchschnittliche Menschen das benutzen, was wollen sie damit erreichen, wo wollen sie hin? Wie kann ich ihnen helfen, dahin zu gelangen, ohne viele Entscheidungen in ihren Weg zu legen? Ihnen geht es nicht um die Zwischenschritte, sie wollen hier drüben sein. Wie schaffe ich es, sie so schnell wie möglich dahin zu bringen? Das ist die Art von Priorität um die es geht.


Max: Kannst Du interessierten Lesern ein Buch zu dem Thema empfehlen?

Simon: Es gibt verschiedene Lehrbücher zum Thema UI Design, aber das Beste heißt "The psychology of everyday things" [von Don Norman, Anmerkung der Redaktion]. Ich denke es wurde mittlerweile umbenannt. Wenn jemand UI Design lernen möchte, ist "The psychology of everyday things" das einzige Buch dass er oder sie lesen muss.


Max: Dieses Jahr, Mitte 2019, ist das nächste Debian Release, Buster, geplant. Was wird das für Raspbian-Nutzer bedeuten?


Simon: Es ist etwas frustrierend, dass es niemand wirklich merkte als wir von Jessie [Vorgängerversion des momentanen Raspbian Releases, Anm. der Redaktion] auf Stretch wechselten. (lacht) Da es keine optischen Unterschiede gibt - sie sehen absolut identisch aus: "Oh, wir haben jetzt Stretch - super. Was ist der Unterschied?"


Was das generelle Look und Feel [Aussehen und Benutzung vom Raspbian Desktop] angeht, sind wir denke ich fast an dem Punkt, an dem die Leute sich gewöhnt haben, wie es aussieht. Was ich mir für die Zukunft überlegen würde, ist was Apple vor einiger Zeit mit MacOS getan hat. Sie änderten die Schrift etwas, und haben die UI etwas optimiert. Die Änderungen waren nicht groß, aber irgendwie schafften sie ein UI Design, das zum damaligen Zeitpunkt bereits zehn Jahre alt war, vorwärts zu bewegen.


Max: Ein aufgefrischtes Design?


Simon: Exakt. Ich habe nicht die Absicht unseren Look und Feel zu ändern, da ich denke dass er ziemlich gut ist, aber wir überlegen vielleicht etwas ähnliches zu tun - um zu zeigen, das wir eine neue Version herausgebracht haben, wenn wir auf Buster wechseln.


Max: Gibt es davon abgesehen größere Änderungen? Jessie führte beispielsweise systemd ein.


Simon: Ja, für die Boot Geschwindigkeit machte das damals einen großen Unterschied aus. Mir sind keine dermaßen großen Änderungen bekannt. Buster scheint unter der Motorhaube mehr evolutionär als revolutionär zu sein. Wie gesagt, die meisten Nutzer haben den Wechsel von Jessie auf Stretch nicht bemerkt. Ich denke es wird in Buster keine großen Änderungen aus der Sicht der Nutzer geben. Die Änderungen werden, denke ich, hauptsächlich evolutionär in den Anwendungen sein.


Max: Wann können wir mit dem Release rechnen? Debian Buster hatte Ende März 2019 den Full-freeze, wird also auf den Release vorbereitet. Wann zieht Raspbian nach?


Simon: Als wir das Jessie Release veröffentlicht haben, waren wir ziemlich spät dran. Ich denke unser Jessie Release war ungefähr sechs Monate nach Debian's. Mit Stretch waren wir viel schneller, ich denke zwei Monate nach Debian's Release. Ich würde dieses mal gerne in ungefähr dem gleichen Zeitrahmen bleiben.


Aus meiner Sicht wird viel der Arbeit sein, zu versuchen sicherzustellen dass das Theming [Aussehen des Systems und der Anwendungen durch Einstellungen und bestimmte Vorgaben] noch immer funktioniert. Um sicherzustellen, dass alles immer noch richtig aussieht, dass die Konfigurationseinstellungen sich nicht geändert haben. LXDE hat zwar nicht so viel Bewegung drin, da es nicht besonders aktiv entwickelt wird, aber es wird Änderungen geben.
Und es wird ein neues GTK 3 geben, und ich kann bereits jetzt sagen dass ich wohl einen Monat dafür aufwenden werde, um sicherzustellen dass alles unter GTK3 immer noch ordentlich funktioniert. Die Hälfte der Funktionen wird geändert worden sein, und es wird unterschiedliche Dinge geben ... das habe ich schon erlebt. Ich will sicherstellen dass wir mit unserer Version von Buster ziemlich bald nach Debian live gehen können, innerhalb ca. eines Monats. Da wir es mehrere Male gemacht haben, haben wir mittlerweile einiges an Erfahrung, und wissen wie es geht.

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