Raspberry Pi 3B+ - von Maximilian Batz / pi3g.com
Seit dem Start 2012 wurden über 19 Millionen Raspberry Pi's verkauft. Davon alleine 9 Millionen Pi 3s! Grund genug, dem beliebtesten aller Single Board Computer mit dem Raspberry Pi 3 Model B+ ein Upgrade zu verpassen. Und ja, ein langgehegter Wunsch der Raspberry Pi Community geht endlich in Erfüllung: GBit Ethernet. Über USB 2.0 - was das bedeutet schreibe ich hier noch. Das wirkliche Highlight für mich ist allerdings das neue WLAN Modul des Raspbery Pi 3B+! Doch alles der Reihe nach.
Hier kann man den Pi 3B+ übrigens bei uns ab sofort kaufen - ohne Mengenbeschränkung!
Überblick: was ist neu?
Der neue Raspberry Pi 3B+ wurde, genauso wie Pi Zero W, von Roger Thornton designed.
Er hat die gleiche CPU wie beim Pi 3B, allerdings jetzt mit 1,4 GHz getaktet, mit deutlich verbessertem Abwärme-Management.
Ebenfalls gleich geblieben sind der Form-Faktor: die gleichen vier USB-Ports, die anderen Anschlüsse und die PWR und ACT LEDs sind am von Pi 3 Model B gewohnten Platz. Auch der RAM bleibt bei 1 GB. Damit ist der neue Pi mit den meisten Gehäusen (wir haben z.B. das TEK-BERRY 3 bereits erfolgreich testen können) und natürlich HATs und anderem Raspberry Pi Zubehör voll kompatibel!
Dank des neuen Funk-Moduls mit Metall-Abschirmung und prominentem Raspberry Pi Logo kann man die beiden Modelle allerdings auf Anhieb leicht auseinanderhalten. Der neue Pi 3B+ funkt jetzt auch im 5GHz Band und unterstützt WLAN IEEE 802.11ac. Für Bluetooth wird mit 4.2 eine neuere Version unterstützt. Ich gehe in diesem Artikel natürlich noch ausführlich auf die Funk-Neuerungen ein.
Neu sind außerdem der GBit LAN Port (mit maximal ca. 300 Mbit/s Durchsatz), Power over Ethernet-Unterstützung, und massiv verbesserter PXE Netzwerk-Boot.
BCM2837B0 Die neue CPU
Auch das "Herz" des Raspberry Pi's hat jetzt einen Metall-Look. Darf ich vorstellen? BCM2837B0, der neue SoC.
Wie der Name schon verrät hat sich gegenüber dem BCM2837 intern nicht genug getan, um einen Major Versionssprung zu rechtfertigen:
Es sind auch weiterhin vier ARMv8-A Cortex-A53 64-bit Prozessor-Kerne verbaut. Der Grund für das hartnäckige RAM-Limit auf 1 GB ist ebenfalls im SoC-Design zu suchen. Der VideoCore IV - der GPU und Video-Kern des Raspberry Pi in allen bisherigen Modellen ab dem Pi 1B an - unterstützt nämlich maximal 1 GB RAM.
Durch den eingebauten Wärmeverteiler (heat spreader), sowie einige weitere Optimierungen ("verbesserte Power-Integrität") konnte die Taktfrequenz der CPU-Kerne auf 1,4 GHz gesteigert werden. Das ist im Vergleich zum Pi 3 Model B ein Plus von rund 16 %!
Der wirkliche Clou ist jedoch, dass diese Leistung unter Last deutlich länger konsistent aufrechterhalten werden kann.
Die Raspberry Pi Foundation hat dazu die Stromversorgung des Einplatinencomputers von Grund auf überarbeitet. Mit dem dafür eingesetzten MxL7704 PMIC (Power management integrated circuit) schaut das Board zudem viel aufgeräumter aus. Es wurden bisher diskrete Stromversorgungen (sogenannte Bucks und LDOs) für verschiedene Komponenten auf der Platine in diesem einen PMIC zusammengefasst. Der MxL7704 liefert jetzt die verschiedenen benötigten Spannungen (3,3 V / 1,8 V / etc), mit deutlich höherer Stabilität und feinerer Justierungsmöglichkeit. So kann der Kern (SoC) mit etwas weniger oder mehr Spannung versorgt werden, worüber die Performance und Abwärme beeinflusst werden kann.
Unter 70° C interner BCM2837B0 Temperatur wird die CPU-Frequenz dank der Verbesserungen auf 1,4 GHz angehoben. Der Pi versucht so lange wie möglich mit maximaler Leistung zu laufen, reguliert ab 70°C jedoch auf 1,2 GHz herunter. Über den MxL7704 wird die Core Voltage gesenkt - dadurch kann die CPU möglichst lange weiter auf noch hoher Leistung betrieben werden bis bei 80° C abreguliert werden muss. Durch den eingebauten Wärme-Verteiler, den man als metallene Oberfläche sieht, wird das ganze natürlich bestens unterstützt. In vielen Anwendungsfällen sollte die CPU nie mehr die 80°C erreichen, also die Performance nie drosseln!
Im Vergleich zum Pi 3B kann der neue Pi dadurch also wesentlich länger höher getaktet laufen, was sich z.B. beim Webbrowsen, Retro-Gaming, und Multimedia-Bereich sehr positiv äußern sollte.
Das alles hat natürlich auch seinen Preis. Wir reden hier nicht vom Preis des Boards - der bleibt auch weiterhin bei 35 $ (exklusive Mehrwertsteuer) - sondern über das Netzteil. Der Pi 3B+ zieht deutlich mehr Leistung als sein Vorgänger, daher wird ein hochwertiges 2,5 A Netzteil von den Designern dringend empfohlen. Mit dem offiziellen Netzteil der Raspberry Pi Foundation ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite! Wir haben es aus diesem Grund auch in unserem Sortiment (im Original Zubehör Kit und in dem Deluxe Complete Kit), und empfehlen im Zweifel für kritische Anwendungen immer dessen Kauf.
Microchip LAN7515: oder wie bringe ich dem Pi GBit Ethernet bei?
Auch der Pi 3 B+ hat das weithin bekannte Bottleneck, nur einen USB 2.0 Port (480 Mbit/s brutto Datenrate) auf dem SoC. Der wird uns weiterhin begleiten, bis der SoC für den Raspberry Pi 4 komplett neu designed wird.
Der Microchip LAN7515 holt jedoch aus diesem Bottleneck für uns das wirklich maximal mögliche heraus.
Wir erhalten auf dem Pi 3 Model B+ neben den bekannten und allseits beliebten vier USB 2.0 Ports einen (physikalischen) GBit LAN Anschluss, der mit 300 Mbit/s reellem Durchsatz immerhin dreifache Durchsatzsteigerung gegenüber dem Pi 3B bietet! Also "nicht ganz" GBit, aber es wird uns die Wartezeit bis zum Pi 4 gut überbrücken.
Die Performance im "echten Leben" wird bspw. bei Streamen von Videos von einer angeschlossenen USB Festplatte niedriger sein - da alle Daten (USB Ports und LAN) trotzdem durch den SoC und den einen USB 2.0 Port laufen müssen.
Der neue LAN Port bietet jedoch noch mehr:
Der PXE Boot (Netzwerkboot ohne microSD Karte) wurde massiv verbessert. Alle bekannten Probleme vom Pi3 B mit dem Netzwerkboot wurden von Gordon Hollingworth in das Boot ROM vom BCM2837B0 des neuen Modells repariert. Es sollte jetzt super-stabil sein.
Ein weiteres Highlight ist das neue, in Kürze verfügbare PoE HAT. Das PoE HAT macht aus 48 V die bei Power over Ethernet (PoE) zusätzlich zu Daten auf den Netzwerkkabeln anliegen die vom Pi benötigten 5 V. Der Pi 3 Model B+ führt dazu über einen neuen vier PIN Header die benötigten Leitungen von der LAN-Buchse direkt für HATs heraus.
Der Pi 3 kann also zukünftig dank PoE und PXE einfach über ein einziges (PoE)-Netzwerkkabel angeschlossen werden, und bootet ohne zusätzliche SD Karte oder microUSB Netzteil!
Das ist vor allem für industrielle Anwendungen, Schulen / Universitäten, Digital Signage und Point of Sale Anwendungen interessant. Dank des auf dem PoE HAT integrierten Lüfters wird außerdem sichergestellt dass der Pi 3B+ nicht überhitzt. Hier hat die Foundation das Feedback aus dem Markt wunderbar verarbeitet, und tolle neue Möglichkeiten geschaffen!
Für alle die lieber mit USB Sticks arbeiten: booten über USB ist beim Pi3B+ natürlich ebenfalls möglich.
Als auf den Raspberry Pi von der ersten Stunde an spezialisierte Firma beraten wir Sie natürlich gerne ausführlich rund um Ihre industriellen Projekte auf Raspberry Pi Pi 3 Model B+ Basis. Kontaktieren Sie uns noch heute für ein unverbindliches Erstgespräch - es lohnt sich.
CYW43455: das große WLAN & Bluetooth Upgrade für den Raspberry Pi
Der neue silberne, mit Raspberry Pi Logo versehene Chip ist markant und unübersehbar. Er wird fortan für hervorragende WLAN & Bluetooth Verbindungen stehen!
Das hier verwendete Chipset Cypress CYW43455 (ehemals BCM43455) wird von Linux - und damit Raspbian selbstverständlich unterstützt. Dank Hardware-Offloading für AES und das ältere TKIP werden die vier ARM Cores des Pi 3B+ entlastet und können sich auf ihre Aufgaben konzetrieren. CYW43455 bietet WLAN nach dem IEEE 802.11ac Standard, sowie volle Abwärtskompatibilität zu 802.11 a/b/g/n. Es funkt im 5 GHz und 2,4 GHz Bereich.
Warum ist das wirklich wunderbar?
Das 2,4 GHz Band (ISM - steht für Industrial, Scientific and Medical) ist dank seiner weltweiten Verfügbarkeit mit sehr vielen Anwendern gesättigt. Von der Mikrowelle in der Küche (ja, die funkt auch, vor allem wenn deren Tür nicht mehr ganz dicht ist!) über DECT für tragbare Telefone bis hin zu Garagentüröffnern, Babyphonen und Bluetooth tummeln sich hier einfach zu viele potentielle andere Störquellen. Das 5 GHz Band - ebenfalls weltweit verfügbar - bietet hier eine hervorragende Alternative. Es bietet sogar physikalisch bedingt höhere Geschwindigkeiten - allerdings dafür eine kürzere Reichweite: die 5 GHz Signale kommen nicht so gut durch Wände und Decken wie 2,4 GHz. Nicht alle Router (bspw. ältere Fritz!Boxen) unterstützen allerdings den neuen 802.11 ac 5 GHz Standard. Vielleicht zieht also mit dem neuen Pi auch bald ein neuer Router in Ihr zu Hause?
Aber genug um den heißen Brei geredet. Was der Leser hier sicherlich vor allem wissen will ist die tatsächliche maximal mögliche Funk-Durchsatzrate. Dazu zunächst einige theoretische Ausführungen:
Der CYW43455 unterstützt einen single spatial stream (1x1) für eine Datenrate von bis zu 433,3 Mbps (PHY brutto Datenrate), bei Einsatz von WLAN 802.11ac. Er unterstützt dabei 20/40/80 MHz WLAN-Funk-Kanäle mit optionaler SGI (short guard interval).
80 MHz Kanäle wurden im 802.11ac Standard neu eingeführt. Hier gilt: je mehr Breite des Kanals, desto mehr Durchsatz. Theoretisch unterstützt 802.11ac bis zu 160 MHz Kanalbreite, jedoch gibt es noch kaum Geräte dafür am Markt, und der RPi könnte davon sowieso nicht profitieren.
Das Guard Interval dient dazu, damit nicht mehrere unabhängige Sender sich gegenseitig stören - bei SGI wird, wie der Name schon sagt, weniger lang auf andere Sender gewartet, und damit können mehr Bits pro millisekunde übertragen werden.
Die WLAN Standards bieten, bereits ab 802.11 n die Möglichkeit mehrere räumlich getrennte Antennen (spatial streams) zu verwenden, und dadurch vom selben Gerät mehrere Datenströme gleichzeitig zum Empfänger zu schicken, der das wiederum mit seinen Antennen gleichzeitig empfangen kann. Auch hier kann der Pi nicht davon profitieren, da "nur" eine Antenne verbaut wurde.
Auf der Chip Seite können wir also bis zu 433,3 Mbps schnell funken.
Der CYW43455 ist nun aber über SDIO (den im SoC verbauten Arasan eMMC Controller) an den Pi 3 B+ SoC angebunden (der zweite, Broadcom SD Controller, unterstützt SDIO nicht und wird daher für die microSD Karte genutzt). Der Arasan Controller unterstützt nach Spezifikation das SDIO v3.0 interface. Allerdings ist nicht sicher, besser gesagt eher unwahrscheinlich ob die vom CYW43455 angebotenen Übertragungsformate DDR50 (mit bis zu 400 Mbit/s Durchsatz - dual data rate bei 50 MHz), sowie SDR104 ( mit bis zu 432 Mbit/s Durchsatz) ebenfalls unterstützt werden. Der Arasan eMMC SDIO läuft normalerweise (auf dem Pi 3B) mit 41,6 MHz. Bei einer Übertragung von 4 bits gleichzeitig erzielt man damit (brutto) 166,4 Mbit/s. Falls DDR unterstützt wird, dann 332,8 Mbit/s.
Anscheinend ist es (aufgrund von Clock-Settings / Dividern etc.) nicht möglich den Arasan mit 50 MHz zu takten. Der nächstmögliche - und vermutlich letzte stabile, wenn überhaupt - Sprung ist auf 62,5 MHz. Damit erhalten wir bei 4 bit Breite 250 Mbit/s, und bei DDR 500 Mbit/s.
Mein educated guess ist dass wir bei ca. 166,4 Mbit/s Durchsatz mit dem Pi 3B+ am Limit sind. Das ist die Brutto-Datenrate! Protokoll-Overhead, Checksummen, etc. werden diesen Durchsatz absenken. Vielleicht können einige Pis auf bis zu 250 Mbit/s Durchsatz gepusht werden. Gegenüber dem Pi 3 Model B (72,2 Mbit/s WLAN Durchsatz nach 802.11n brutto maximum) ist das auf jeden Fall bereits eine Verdoppelung der Datenrate. Mit dem weniger dicht "besiedelten" 5 GHz Band kann diese Datenrate zudem auch besser ausgeschöpft werden.
Der große Vorteil dieser Anbindung über den SDIO ist dass der WLAN - Teil des Pi 3B+ vom USB Port unabhängig ist. Damit kann für Selbstbau-Router-Projekte, etc. mehr Bandbreite ausgeschöpt werden. Auch unsere Anonymebox (Tor basierende Plug & Play Anonymisierungslösung) profitiert davon.
Im echten Leben können wir wohl mit bis zu 102 Mbit/s netto Durchsatz im 5 GHz Band rechnen (Zahlen von Milhouse, dem LibreELEC Entwickler). Das spricht für den Arasan SDIO Port als Bottleneck.
Interessanterweise wurde wie beim Pi Zero W auch eine Proant PCB Antenne verbaut. Dadurch soll ebenso eine etwas bessere Performance (Durchsatz + Reichweite) im 2,4 GHz Bereich erreicht werden als beim Pi 3.
Vor-zertifiziertes WLAN-Modul für eigene Produkte
Weniger interessant für Hobby-Maker, dafür allerdings sehr (!) interessant für Unternehmen, Startups und die Geschäftswelt ist das vor-zertifizierte WLAN-Modul. Zusammen mit dem Compute Module 3 kann das Modul zukünftig in eigene Projekte eindesigned werden. Durch die Abschirmung (mit dem Raspberry Pi Logo) konnte es als modulare Lösung zertifiziert werden.
Dank dieser bereits durch die Foundation erfolgten Zertifizierung - die Unmengen an Geld und Zeit verschlungen hat - können andere Unternehmen jetzt Produkte auf Basis der Raspberry Pi Plattform herausbringen. Die Raspberry Pi Plattform steht natürlich nicht nur für hervorragenden Software Support, sondern auch für solides Engineering, und gute Langzeitverfügbarkeit.
Damit können Unternehmen also eigene WLAN und Bluetooth-fähige Lösungen - für moderne Geräte in unserer vernetzten IoT Welt unverzichtbar - gemäß Eben Upton 10 x günstiger und schneller auf den Markt bringen. In den meisten Fällen wird nur eine Zertifizierung der nicht-Funk Teile erforderlich sein. Das Modul ist dank der Raspberry Pi Foundation weltweit zertifiziert und einsetzbar.
Wir unterstützen Sie bei Ihrem Projekt gerne - sprechen Sie uns an!
Bluetooth 4.2
Der Pi 3 B unterstützte noch Bluetooth 4.1; Mit dem CYW43455 unterstützt der Pi 3B+ jetzt auch Bluetooth 4.2, und damit natürlich weiterhin "Bluetooth Classic" und Bluetooth LE (Low Energy).
Kleiner Versionssprung - große, tolle neue Features für Ihre IoT Geräte!
Bluetooth 4.2 verbessert für Bluetooth LE die Geschwindigkeit, den Datenschutz und die Datensicherheit. (Stichworte: LE Privacy 1.2, LE Secure Connections, LE Data Length Extension).
Die Bluetooth LE Daten-Pakete können zukünftig 2,5 x schneller verschickt werden, und die Pakete können jetzt bis zu 10 x mehr Daten enthalten, im Vergleich zur vorigen Version.
Bluetooth 4.1 sieht bereits vor, dass Smart Devices leichter miteinander reden können, ohne einen Hub wie bspw. einen Computer oder ein Telefon nutzen zu müssen.
Bluetooth 4.2 bringt das jedoch auf eine komplett neue Ebene:
Mit dem IPSP unterstützten 6LoWPAN (Internet Protocol Support Profile / Low Power Wireless Personal Area Networks) soll das Internet Protokoll (IP) auf kleinen und leistungsschwachen Geräten unterstützt werden um am Internet der Dinge (Internet of Things) teilhaben zu können. Leistungsschwache Geräte? Sensoren, Aktoren, vernetztes Haus, IoT-Geräte, ... - Dinge wo man normalerweise keinen Bildschirm hat um ein WLAN Passwort einzugeben. Dazu werden IPv6 Pakete für den direkten Internetzugriff genutzt.
Bluetooth Smart Internet Gateways (GATT) ist eine weitere Funktionalität, die einen Gateway ins Internet bereitstellt. Beispielsweise kann so ein Bluetooth 4.2 Sensor durch den Pi 3B+ als Gateway device Nachrichten schicken und empfangen.
Zum Thema Datenschutz: Bluetooth Beacons die versuchen Ihr Gerät zu tracken müssen ab v4.2 erst explizit eine Erlaubnis von Ihnen bekommen.
LE Secure Connections ist ein neuer Algorithmus für besonders sicheres Pairing von Bluetooth Geräten, der erst ab Bluetooth 4.2 verfügbar ist. Dadurch können zukünftig beispielsweise auch sicherheitskritischere Anwendungen, wie automatisches Aufmachen der Wohnungstür durch den Raspberry Pi, besser abgesichert werden.
Die aktuellste Version ist übrigens Bluetooth 5, das 2016 vorgestellt wurde - diese wird vom neuen Pi noch nicht unterstützt.
WLAN und Bluetooth sind auf dem CYW43455 in unabhängigen Hardwareeinheiten implementiert. Der Chip sorgt durch interne Verbindungen und "Absprache untereinander", sowie optimierte Empfangs-Algorithmen allerdings für eine friedliche und produktive Koexistenz.
Performance Tests
Wir haben für diesen Artikel nur mit einem pre-release Image testen können, bei dem WLAN noch nicht aktiviert war, und die CPU mit 1,2 GHz getaktet wurde. Einen Test mit dem neuen Software-Image reichen wir demnächst nach, und erwarten natürlich deutlich bessere Performance für den Pi 3B+. Hier sind dennoch unsere Resultate als eine Orientierung:
|
Raspberry Pi 3 B |
Raspberry Pi 3 B+ |
Kommentar |
Spezifikationen |
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SOC |
Broadcom BCM2837 |
Broadcom BCM2837B0 |
jew. 4 x Cortex-A53 |
CPU |
Cortex-A53 @ 1,2 GHz |
Cortex-A53 @ 1,4 GHz |
Pi 3 B+ mit 1,2 GHz getestet! |
RAM |
1024 MB LPDDR2 |
1024 MB LPDDR2 |
|
LAN |
10/100 Mbit |
1000 Mbit |
über USB 2.0 |
Power |
5 V, 2.5 A |
5 V, 2.5 A |
via microUSB |
Sysbench |
|||
Sysbench - CPU (sec) |
93,0516 sec |
92,8582 sec |
kürzer ist besser |
Sysbench - CPU (sec) |
372,0941 sec |
371,3438 sec |
kürzer ist besser |
Speicher: MBW - RAM (MiB/s) |
|||
Memcpy |
694,796 MiB/s |
785,585 MiB/s |
mehr ist besser |
Dumb |
721,429 MiB/s |
807,196 MiB/s |
mehr ist besser |
Mcblock |
1086,907 MiB/s |
1287,237 MiB/s |
mehr ist besser |
Netzwerk (LAN) |
|||
Iperf - Ethernet (Mbits/s) |
94,2 Mbit/s |
319 Mbit/s |
mehr ist besser |
Hdparm (SD Karte) |
|||
Cached |
601,79 MB / s |
599,96 MB / s |
mehr ist besser |
Disk Reads |
21,61 MB / s |
21,66 MB / s |
mehr ist besser |
Stromverbrauch (Watt) |
|||
Idle |
4,2 W |
7,6 W |
|
Sysbench Power Consumption |
11,7 W |
14,0 W |
Verbrauch während dem Sysbench Test. |
Getestet haben wir mit einer SanDisk Class 10 SD Karte (in beiden Pi's mit der gleichen Karte), sowie dem Energy Monitor EM231. Es waren jeweils eine Tastatur, HDMI Kabel, und das Ethernet Kabel angesteckt. Als Ethernet Gegenstelle wurde ein 1 GBit LAN Port vom Laptop (über einen TP-LINK Gbit Switch angeschlossen) verwendet.
Dies & Das - wissenswertes
Es ist für den Betrieb des neuen Raspberry Pi's 3B Plus auf jeden Fall neue Software erforderlich - er wird mit NOOBS vor der Version 2.7.0, die am 14.03.2018 erschienen ist nicht booten. Für Raspbian Jessie wird die Firmware ebenfalls zur Verfügung gestellt (werden). Es wird vermutlich eine Weile dauern, bis andere Distributionen, wie bspw. LibreELEC, RetroPie etc. nachgezogen haben - mit den neuen Features des neuen Pis dürfte das Resultat dann aber für sich sprechen, die Geduld wird reichlich belohnt werden!
Alle Fans des 40 Pin GPIO Headers könenn aufatmen - alles ist wie gehabt, alle heißgeliebten Erweiterungs-HATs werden unterstützt. Wie beim Pi 3B und Pi Zero W ist Bluetooth jedoch über den "guten" UART angebunden (den PL011). Nutzer des UARTs über den GPIO Header sollten die bekannten Einschränkungen des hier zur Verfügung stehenden miniUARTs beachten, bzw. per Overlay die zwei UARTs tauschen oder Bluetooth deaktivieren. Ich verweise hier auf meinen Artikel über den Pi3 B in der entsprechenden Raspberry Pi Geek Ausgabe.
Der RUN Header hatte vorher zwei Pins. Einer davon war Ground - beim Verbinden des "RUN" Pins an GND wurde die CPU zurückgesetzt. Der Header konnte also verwendet werden um einen Reset-Taster einzubauen. Dabei blieb jedoch die Stromzufuhr komplett eingeschaltet, auch bei kontinuierlichem Halten des RUN Pins an GND war die CPU zwar praktisch gesehen aus, aber es wurde trotzdem Strom verbraucht.
Im Pi 3B+ wurde der GND Pin aus diesem Header entfernt, und ein neuer Pin "PEN" hinzugefügt. PEN steht dabei für Power ENable. Beim Verbinden des PEN Pins an GND wird dem Board der Strom komplett entzogen - es geht damit in den niedrigsten Stromverbrauchszustand in den es gehen kann. Sicherlich sinnvoll für batteriebetriebene Lösungen, die das Board dann aus dem Tiefschlaf mit einem kleinen Mikrocontroller aufwecken können.
Wo GND holen, wenn nicht stehlen? Auf dem GPIO Port stehen jede Menge GND Pins zur Verfügung, auch ist die äußere Hülle der USB Ports auf Ground. Eine Büroklammer ist vermutlich lang genug. Just saying.
Resümee und zusammenfassung
Der Raspberry Pi 3 B+ ist, wie der Name schon sagt, kein Pi 4. Liebevoll entwickelt, bietet er aber noch etwas mehr Leistung als sein Vorgänger in fast jeder "Disziplin" eines Single Board Computers. Ähnlich wie Pi 1B+ vs. 1B, handelt es sich hier um kontinuierliche Weiterentwicklung und Liebe zum Detail statt Quantensprung.
Wie bereits erwähnt ist das Limit auf 1 GB RAM durch den VideoCore IV bedingt, der deutlich fester in einem BCM283x verbacken ist, als die ARM Cores; Uns liegen keine Informationen zu einer höheren Taktung des VideoCore IV, oder anderen Veränderungen daran vor. Aus der Erfahrung mit dem Pi 3B wissen wir, dass auch H.265 Video in vielen Fällen flüssig abspielbar sein sollte - in Software hardwarebeschleunigt dekodiert.
Der Pi 4 wird vermutlich ein größeres Redesign auch dieser bislang unberührten Teile des SoCs werden. Das wird uns sicher neue Möglichkeiten und zukünftige Upgrade-Pfade eröffnen - mehr RAM, dedizierte USB Ports (USB 3 wäre schick, liebe Foundation!), volle 1000 Mbit/s GBit LAN, usw. usf. Dieses Redesign braucht natürlich Zeit, die die Foundation durch den Release des Pi 3B+ für uns überbrücken möchte.
Der Pi 3 B+ wird hergestellt werden bis zum Januar 2023. Die Foundation versichert uns, dass auch die anderen Modelle (Pi 1B+, 2, 3) bei entsprechender Nachfrage weiter hergestellt werden. Wir können uns demnächst eventuell auf eine Pi 3A+ Variante (ohne LAN und mit nur einem USB Port), sowie ein Compute Module 3+ freuen.
Preislich ist der Pi 3B+ wie immer bei 35 $ angesiedelt (ohne Mehrwertsteuer und Versand)
Wir bieten ihn auf buyzero.de zum Start am 14.3.2018 für 34,50 € an, inklusive Mehrwertsteuer (Preis könnte in der Zwischenzeit steigen - schnell sein, und gleich bestellen!). Den Pi 3B+ bieten wir ohne jegliche Mengenbeschränkungen an - Mengen ab 1000 Stück bitten wir jedoch über unseren Support anzufragen, um die Logistik und Lieferzeiten klären zu können.
Shortlink: der Raspberry Pi 3B+ ist unter folgender URL - in beliebiger Menge - erhältlich:
Hier ist auch ein Konfigurator hinterlegt, mit dem man gleich das optimale Zubehör konfigurieren, oder ein Einsteiger-Set kaufen kann. Wir empfehlen das Deluxe Complete Kit mit original Raspberry Pi Foundation Zubehör (Netzteil & Gehäuse).
Ab 75 € bieten wir versandkostenfreien Versand per DHL innerhalb Deutschlands an!
Über pi3g
Seit 2012 sind wir ausschließlich auf den Raspberry Pi fokussiert, und haben viel Erfahrung mit dem berühmten Singleboardcomputer sammeln können. pi3g ist im DACH Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) approved Raspberry Pi Reseller der Raspberry Pi Foundation, sowie offizieller Pi Zero & Pi Zero W Distributor.
Wir sind neben der Raspberry Pi Foundation mit vielen weiteren Partnerschaften rund um den kleinen Einplatinenrechner aufgestellt - vom Gehäuse über Software bis zur Platinenentwicklung können wir Ihnen alles aus einer Hand bieten.
6 Kommentare
Max
@Karl Korr: danke für den Hinweis, habe es jetzt umformuliert :-)
Karl Korr
“Alle bekannten Probleme vom Pi3 B mit dem Netzwerkboot wurden von Gordon Hollingworth in das Boot ROM vom BCM2837B0 des neuen Modells eingebaut.”
Sollte man die bekannten Probleme nicht eher eliminieren anstatt sie in das neue Modell zu intergrieren? ;-)
Maximilian Batz
@Klaus-Dieter Drescher:
An sich wäre der zu kühlende Chip der SMSC Chip. In unserem Modell mit 2 Heatsinks ist darauf auch ein Kühlkörper installiert.
Ich vermute jedoch u.U. einen Defekt Ihres Gerätes.
Bevor Sie einen Umtausch anstoßen würde ich Sie bitten nochmals mit einem frisch aufgesetzten Raspbian zu testen.
Klaus
Bin von dem Bericht echt beeindruckt.
Aufgrund dessen habe ich mir auch einen 3B+ zugelegt und bin voll zufrieden. Freue mich bereits jetzt schon auf Pi4.
Weiter so… 👍
Klaus-Dieter Drescher
Guten Tag, folgender Effekt mit RPI3B+: USB2.0 Schnittstelle fährt nach etwa 3min (Datendurchsatz etwa 16 mbit/s) runter, aber nur in der Richtung Raspi→PC bei Kopiervorgang. Die andere Richtung PC→Raspi-USB-FESTPLATTE funktioniert ohne Probleme. Die USB-Festplatte am RPI ist übrigens an einem aktiven USB-Hub angeschlossen, so dass der Rpi hier nicht belastet wird. Da eine Richtung fehlerfrei funktioniert, schließe ich erst einmal die Stromversorgung des RPI aus. Was kann ich tun ? Die LAN Scnittstelle bleibt weiter funktionsbereit, USB-Scnittstelle scheint weg zu sein, da die FP vom PC aus über SAMBA dann nicht mehr erreichbar ist. Erst nach einiger Zeit kommt die USB-Schnittstelle wieder. Kann das ein Temperaturproblem sein ? Wenn ja, welchen CHIP wie kühlen? Besten Dank im Voraus , Klaus-Dieter Drescher
Bernhard Bablok
Den hohen Idle-Verbrauch kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe mit der aktuellen Stretch-Lite Version getestet und komme da auf 2,1 W. Bei mir ist allerdings weder ein Bildschirm, noch eine Tastatur angeschlossen (Server-Szenario). Mit ein paar zusätzlichen Optimierungsmaßnahmen (tvservice -o, rfkill block wifi) müsste man den Wert noch etwas drücken können.